Wie viel darf man schummeln?
Zuckerfrei. Muss das wirklich sein?
Das sind bei Abnehm-Programmen die wichtigsten Fragen:
Klappt es auch, wenn ich Mogel-Tage mache?
Wie streng muss ich mit den Regeln sein? 80 %? 90 %? 100 %?
Was in meinem Leben darf bleiben?
Dahinter steckt die Angst, bitte nicht zu viel der alten, liebgewordenen Gewohnheiten aufgeben zu müssen. Wasch mich, aber mach mich nicht nass. Das kennen wir alle.
Eine große Angst kann ich dir nehmen:
Zuckerarm ist so gut wie zuckerfrei.
Nur ganz, ganz wenige von uns sind tatsächlich zuckersüchtig. Die meisten möchten einfach gerne naschen, sterben aber nicht dran, wenn sie es nicht tun. Ok, wirklich sterben tun Zuckersüchtige auch nicht, aber es fühlt sich für sie so an 😉
Für die ganz große Mehrheit ist es deswegen eine große Erleichterung, wenn ich sage:
85 % richtig gemacht ist gut genug.
Klar ist Zucker nicht toll für unseren Körper.
Aber die Dosis macht das Gift.
Ab und zu mal einen Keks, manchmal eine Kugel Eis, im Kino zwei Bonbons. Davon wird man nicht fett. Allerdings wird man auch nicht superschlank, wenn man diesen allerletzten Keks auch noch weglässt.
Wir Menschen neigen zu Übertreibungen.
Erst die linke Leitplanke, dann die rechte Leitplanke.
Dass es eine gesunde Mitte gibt, fällt uns gar nicht ein.
Einfaches Beispiel:
Manuela hat früher halbwegs gesund gegessen. Tagsüber.
Nachts kamen dann Heißhungergelüste und sie hat die Gesamtbilanz des Tages „versaut“. Ich muss mal bei synonyme.de googlen, was statt versaut genauso aussagekräftig ist. Aha. Schaden. Ok, nicht ganz so deutlich, aber klar, das geht in die gleiche Richtung. Manuela schadet sich.
Genau so geht es mit dem Zuckerkonsum auch.
Wenn Manuela jedes Stück Schokolade weglässt, jeden Bonbon, jeden TL Zucker im Sonntagskaffee und jede Prise Zucker im Essen, nimmt sie ab. Sie schadet sich selbst nicht mehr. Nimmt sie auch ab, wenn sie 6 1/2 Tage ganz gesund isst, in ausreichender Menge und sich dann ein klein wenig Zucker gönnt? Na sicher.
Zuckerarm ist in unserer heutigen Ernährungsgesellschaft schon so eine Ausnahme, dass es um Welten gesünder ist als der Zuckerkonsum im Fertigfutter (plus Süßigkeiten!), den Manuela früher hatte.
Wie wahrscheinlich ist das eigentlich, dass Manuela wegkommt vom Zucker, wenn ich sage: Alles unter 100 % zuckerfrei ist nicht genug?!
Nicht sehr wahrscheinlich.
Weil wir alle Menschen sind. Wir alle machen Fehler, wir alle wollen leben und manchmal wollen wir etwas machen, ohne drüber nachzudenken. Ohne anschließend beichten gehen zu müssen, uns schlecht zu fühlen und wieder einen reinen Salat-Tag einzubauen, um etwas auszugleichen. Zuckerarm ist 99 % besser als unser dickes Essverhalten von vorher.
Zuckerfrei ist ein meist unerreichter Perfektionismus, gewollt, aber nie geschafft.
Kleiner Exkurs:
Ich rede nicht vom Zuckersüchtigen. Ich rede von den Normalos, von den Moppels, die Fehler machen, aber auch viel richtig können; von den Dicken, die halt dick sind, aber nicht lebensbedrohlich krank und dick.
Keinem Alkoholkranken bringe ich eine kleine Piccoloflasche Sekt mit. Einer Freundin vielleicht schon. Keinem Zuckersüchtigen schlage ich Bonbons vor. Einem normalen, dicken Abnehmwilligen muss ich das aber auch nicht zu 100 % verbieten.
Fast gut ist hier schon richtig toll.
Wunsch für die Zukunft:
Die netten Menschen um uns drumrum glauben uns unser Nein zum Stückchen Kuchen.
Wenn wir es geschafft haben, auf die Frage der Gastgeberin nach dem ersten (?) oder zweiten Stück Kuchen NEIN zu sagen, darf es auch beim Nein bleiben.
Wäre ich Nichtraucherin, käme niemand auf die Idee, mir ein Zigarillo zwischen die Lippen zu stecken und zu argumentieren: Ach komm, ist doch nur eine ganz kleine Zigarre – einmal ist keinmal.
Nichtraucher dürfen nein sagen und werden nicht weiter belästigt.
Nicht-Kuchen-Esser müssen manchmal 5x nacheinander sagen, dass sie wirklich keinen Kuchen wollen. Schade. Es lässt sich aber trainieren. Ich kann mein Nein so überzeugend sagen, dass ein Nein zu Kuchen so deutlich und unwidersprochen rüberkommt wie ein Nein zur Zigarre. Sowas üben wir im Coaching.
Bis uns die Gesellschaft mit Drängelei in Ruhe lässt, müssen wir selbst unsere Grenzen setzen. Manuela kann das heute. Ohne Gebrüll und Geschrei, sondern mit einem normal lauten Nein, danke.
Und ganz selten mal ist es doch ein Oh ja, gerne und sie bricht sich keinen Zacken aus der Krone, wenn sie von zuckerfrei zu zuckerarm wechselt. Weil die nächsten Tage wieder zuckerfrei werden und das Ganze eine eigene Entscheidung ist. Keine unmenschliche Disziplin.
Schließlich haben wir das Zuckerproblem erst seit ein paar Jahrzehnten.
Zucker wurde billiger (Zuckerrübe statt Zuckerrohr), wurde moralisch einwandfrei hergestellt (Zuckerfabriken statt Sklavenarbeit auf Plantagen). Genetisch sagt uns der süße Geschmack: Hier kommt ein Lebensmittel, was weder unreif ist und für Durchfall sorgt. Noch ist es giftig und wird dich umbringen. Es ist süß, reif und gut für dich.
Damals waren sogar Äpfel weniger süß, weil Menschen noch nicht angefangen hatten, den süßen Geschmack wirklich überall hineinzuzüchten und reinzumischen.
Ein klein bisschen geht.
Von allem zu viel ist von Übel.
Hast du jetzt weniger Angst vorm Abnehmen?
Weil nicht alles verboten ist?
Wie schön.
Dann fang endlich an. Nur Lesen macht nicht schlank, egal, wie radikal die Informationen sind, die du liest. Besser zuckerarm essen und langsam, aber konstant jede Woche schlanker und gesünder werden. als darauf zu warten, wann du bereit bist für zuckerfrei und in der Zwischenzeit einfach dick bleiben.