Mein Mann hat Besuch. Ein Freund aus Deutschland ist bei uns und eben waren wir gemeinsam einkaufen. Im Auto fragt er mich, was ich denn so mache und ich erzähle stolz von Nelea.
„Wie kann man denn so lange und ausführlich übers Essen reden?
Die Leute brauchen doch einfach nur die Hälfte zu essen und gut is.“
Aha.
Wieder so ein Experte.
Ich frage ihn freundlich, wie er denn sein seit Jahren sehr niedriges Gewicht hält. Die Antwort überrascht mich nicht wirklich.
„Ich habe eine angeborene Stoffwechselstörung, vertrage nicht sehr viele Lebensmittel und auf die restlichen Dinge habe ich meist keine Lust.“
Hm. Kranksein als Lösung?
Und mitreden wollen, wenn gesunde Dicke zu fröhlichen Schlanken werden möchten? Stefan ist definitiv niemand, den ich beim Thema Ernährung oder Gewicht um Rat fragen würde.
Apropos um Rat fragen.
Wer erinnert sich noch an Veronika, die damals Feldbusch hieß? Die sagte immer:
Fragen Sie jemanden, der sich damit auskennt. Da werden Sie geholfen.
Genau.
Sich Hilfe holen, ist total wichtig. Von wem die Hilfe kommt, ist mindestens genauso wichtig. Sich zuerst mal eingestehen, dass man Hilfe braucht, hilft auch schon. Dann die richtige Hilfe finden. Zum Schluss die Hilfe auch annehmen und umsetzen. Drei Schritte also:
Hilfe suchen
Hilfe finden
Hilfe annehmen
Ich bin die drei Schritte erst sehr spät im Leben gegangen.
Lange Zeit war ich zu selbstbewusst. Ich war stolz darauf, mehrere Sprachen zu sprechen, bin erfolgreich ausgewandert, habe einen Führerschein und einen Flugschein. Der Flugschein ist nicht mehr gültig – wer nicht regelmäßig fliegt, darf irgendwann gar nicht mehr fliegen – Übung macht den Meister. Aber viele Dinge in meinem Leben habe ich richtig gut hinbekommen.
Wie konnte es dann sein, dass ich so toll bin, so viel kann und beim Thema Abnehmen eine Versagerin bin, die Hilfe von außen braucht?
Diese Frage stelle ich mir schon lange nicht mehr.
Ich kann viel, aber ich kann nicht alles.
Also darf ich mir da Hilfe holen, wo ich sie brauche.
Wäre ich bloß früher so entspannt mit dem Thema umgegangen, hätte ich nicht so lange die naheliegende Lösung vor mich hergeschoben: Hilfe annehmen.
Hast du denn dein Abnehm-Ziel erreicht? Noch nicht?
Oh je. Hoffentlich bist du nicht so ein eingebildeter Depp, wie ich es war …? Einfach zu stolz zum Fragen … wer soll denn dir schon helfen können? Vielleicht bist du sogar selbst Coach. Oder Heilpraktikerin. Oder Reiki-Therapeutin.
Tja, das hilft nicht unbedingt. Bei unseren eigenen Problemen sind wir oft betriebsblind. Du kennst bestimmt den Spruch „Schusters Kinder laufen barfuß.“? So verbreitet ist das Phänomen, dass es ein Sprichwort dazu gibt.
Es gibt immer etwas, was andere besser können als wir.
Wahrscheinlich kannst du besser Rad fahren als ich, die schöneren Kuchen backen und lockerer mit der nervigen Verwandtschaft umgehen. Dann ist es auch ok, dir in dem einen Punkt, den du alleine nicht gebacken bekommst, etwas Unterstützung zu gönnen.
Wir haben Lösungen parat, die so viel angenehmer sind als die Krankheit von Stefan, mit der er sein Gewicht hält. Du wirst nebenbei abnehmen, wenn die Weichen richtig gestellt sind. Dann ist nicht die Gewichtsabnahme im Vordergrund, sondern dein neues Denken. Damit bist du später Jo-Jo-Effekt-resistent. Weil du anders denkst und handelst, nimmst du auch nicht mehr zu. Schließlich erreichst du mit dem Umdenken ein neues Normal. Du machst nicht mehr Diät, die zwangsläufig irgendwann vorbei ist und nach der dein Gewicht wieder raufgeht, du führst ein neues Leben.
Du hast dazugelernt und dich geändert. Stabil, schlank und fröhlich.
Stabil, weil du nun weißt, wie es geht.
Schlank, weil du umsetzt, was du lernst.
Fröhlich, weil du von neuen Handlungsstrategien erfährst, mit denen du jede Herausforderung lösen kannst. Wohlfühl-Mittel statt Kekse. Know-How.