Rucola soll ja so gesund sein.
Frisch, grün, mit Bitterstoffen versehen. Salat at its best.
In meinen dicken, ungesunden Jahren gab es Tage, an denen es nur Rucola gab. Schon zum Frühstück kaute ich bittere, grüne Blätter. Mit nix. Kein Dressing, kein Scheibchen Apfel dazu. Die Rucola-Tage waren meine ich-quäle-mich-Tage.
Gequält habe ich mich damals oft.
Weil ich zwischendurch immer wieder gefuttert habe und das irgendwie ausgleichen wollte. Nicht nur kalorienmäßig ausgleichen. Ich hatte die verrückte Idee, dass ich nach all dem Genuss auch mal darben muss.
Darben.
Wer kennt das Wort überhaupt noch?
Von Genuss war meist nicht die Rede, wenn ich von den Zuviel-gegessen-Tagen redete. Damit du dir vorstellen kannst, um was es ging, hier eine Passage aus meinem Buch:
Frühstück: Das ließ ich meist ausfallen. Mit dem trügerischen Gefühl, „leicht“ in den Tag zu starten. Fatal für Dicke: Wer morgens hungert, wird abends dick. Ich hatte morgens keinen Hunger. Kein Wunder, nahm ich doch den Löwenanteil meiner Kalorien abends und nachts zu mir – wieder so eine „Kleinigkeit“, die ich erst später begriff.
Körperliche Signale wie Hunger, Durst oder Sättigung spürte ich schon längst nicht mehr. Ich kam damals mit einem halben Liter Flüssigkeit aus. Mehr trank ich nur, wenn es eine Light-Limo war, weil ich der Werbung glaubte, dass mir das guttat – erfrischend und kalorienfrei. Heute weiß ich, dass Schweine mit künstlichen Süßstoffen gemästet werden. Ein bisschen Saccharin ins Futter und sie fressen unkontrolliert drauf los. Das ist bei Menschen nicht anders. Schaut euch die Statistik an: Wer hat sein Gewicht seit Assugrin-Zeiten reduziert? Niemand. Die Menschheit wird immer dicker und light ist keine Lösung. Also, meistens startete der Tag ohne Frühstück.
Mittagessen: Kantinenessen – ein Hauptgericht, Nachtisch, manchmal auch der Pudding der schlanken Kollegin, die ihn mir wortlos herüberreichte und dazu 1 Glas Cola Light. Das waren trotz allem die vernünftigsten Mahlzeiten! Jemand anders bestimmte hier die Menge auf meinem Teller. Doch ich war zwei Stunden nach dem Essen wieder hungrig.
Snack: 1 Tafel Schokolade. Meist heimlich Stück für Stück aus der Büroschublade. Ein Genuss war das nicht – so heimlich, so nebenbei – und gemerkt hab ich oft erst an der leeren Verpackung, dass die Tafel schon wieder alle war. Da greift der Arm wie ferngesteuert in die Schublade und trifft nur auf raschelnde, leere Alufolie. Auch das kennen viele Dicke – die Dose Nüsse am Abend ist überraschend schnell leer und man ist sich nicht bewusst, wie viel man gegessen hat. Krimi und Nüsse passen gut zusammen. Ich sollte mal recherchieren, ob Krimiautoren direkt am Umsatz von Knabbereien beteiligt sind.
Na, jedenfalls trieb der Zucker am Nachmittag meine Insulinausschüttungen in den Himmel. Wieder so ein kleines, wichtiges Detail, das ich damals nicht kannte.
Abends: 1 Pizza, 1 Schokoriegel, 1 Glas Limo. Light-Limo, die den nächtlichen Snack unweigerlich nach sich zog und so 500-800 Kalorien zusätzlich brachte – bei den lächerlichen 60 Kalorien, die ich einsparte, weil ich mir keinen Fruchtsaft gönnte.
Nachts: ½ Dose Nüsse. Oder 2 Schoko-Riegel. Oder einen Familienbecher Eiscreme. Ganz selten gar nichts.
Hätte ich öfter Salattage gemacht, wäre das Gewicht im normalen Rahmen geblieben.
Aber ich wusste ja noch nicht mal, wie Salat richtig geht!
Rückblickend war einfach alles falsch.
Der Genuss war ein sich über Stunden hinziehender Fressanfall. Ohne irgendetwas wirklich Leckeres. Seltsamerweise war Genuss damals hauptsächlich das hier:
Keine Mengenbeschränkung, keine Verbote.
Mir ist gar nicht aufgefallen, dass ich Pizza nicht besonders lecker fand. Pizza war einfach leicht zu haben, jederzeit über Lieferdienste oder als Tiefkühlpizza. Im Restaurant ist Pizza billiger als ein Stück Fisch oder Fleisch. Sogar Salat nicoise kann teurer sein als der riesengroße Teller voll weichem, warmen Teig mit fetttriefendem Käse. Darunter ein paar wenige, grüne Spargelspitzen. Ja, ich hatte Spargelpizza erfunden. Heute wundert mich nicht, dass ich damit nicht berühmt geworden bin …
Ach ja. Nicht berühmt geworden. Im Kindergarten wurden wir gefragt, was wir werden wollten. Laut Familiengedächtnis hätte ich gesagt: berühmt. Ohne auszuführen, womit. Geschweige denn, warum. Wieso will ein kleines, 3-jähriges Mädchen berühmt werden?
Weil ich einen Bruder bekommen habe und die Aufmerksamkeit teilen musste? Papas Prinzessin hatte ernsthafte Konkurrenz mit einem kleinen Kronprinzen an der Seite. Da wundert es mich gar nicht, dass ich meinen kleinen Bruder oft gekniffen und geärgert habe. Weichei, der er war. Zart und zu dünn, wurde er auf Kur geschickt. Er war noch nicht mal da und war wichtiger als ich.
All das ist lange vorbei und heute kommen wir gut miteinander aus.
Klar, er ist kein Weichei mehr.
Nein. Ernsthaft, wir sind sogar oft einer Meinung. Hat vielleicht nicht nur er sich geändert?
Mit meinem Buch, was endlich in einer Neuauflage erschienen ist, habe ich die Hürde zum Berühmtsein überschritten. Die Kindergartentante (ja, so hießen die damals wirklich!), hat meiner Mutter erzählt: Womit sie berühmt werden will, weiß sie selbst nicht. Aber ihre Definition von berühmt ist: Da kennen mich mehr Leute als ich die kenne.
Das Buch gibt es bei Amazon als Kindle (E-Book) für €8,49.
Wie ging es nach dem Buch weiter?
Ich hab so einiges gelernt. Salatrezepte, zum Beispiel.
Stell dir vor, ich esse Rucola. Gerne. Viel. Regelmäßig.
Aber heute ist Rucola ein Highlight. Dazu gönne ich mir weitere Zutaten (Pilze, Paprika, Nüsse, Mandarinen) und ich nehme sogar ein Dressing. Nix mehr, nur grüne Blätter. Heute ist Rucola-Salat ein Hauptgericht, was sogar meinen Gästen schmeckt und wirklich ausgesprochen lecker ist.
Das ist ja nur das Rezept. Schlank werden hat nichts mit Rezepten zu tun.
Die Änderung passiert im Kopf.
Was ist in deinem Kopf los?
Noch etwas unordentlich, das alles, wenn es ums Abnehmen geht?
Sag ja nicht, du kannst nicht abnehmen oder durchhalten, weil dir Informationen fehlen.
Information ist eine Hol-Schuld.
Ich biete sie an. Kommen und zuhören musst du schon selbst.
Egal, ob Anfängerfrage, Profiwissen oder Interesse an Inspirationen:
Ich beantworte alles und freue mich auf ein volles Haus mit vielen Fragen.
Bist du dabei?